Du
bist heute ein richtiger Xantikracks!
Am
Rande des Zauberwaldes, weitab vom Hexendorf und den verstreut
liegenden Häusern anderer Hexen und Zauberer lebt
Xantikracks.
Wer überhaupt von ihm weiß, nennt ihn den „Einsiedler".
Und gesehen hat ihn schon seit langer, langer Zeit niemand mehr.
Die
anderen Hexen und Zauberer sprechen auch nur höchst selten
über ihn - eigentlich gar nicht. Man erinnert sich nur zu
einem besonderen Anlass an den alten Einsiedler. Wenn etwas gänzlich
schief geht, und zwar den ganzen Tag. Wenn nämlich etwas
wirklich misslingt und sich aus diesem einen Missgeschick gleich
ein zweites ergibt und hinterdrein noch ein drittes folgt, und
möglicherweise noch eines und noch eines …
Dann sagt man im Hexendorf: „Du bist heute ein richtiger
Xantikracks!"
So
hat zum Beispiel die Nebelhexe, die Süßes überhaupt
nicht mag, eines Morgens ihre Suppe irrtümlich gezuckert
statt gesalzen. „Pfui!" ruft sie laut und spuckt „die
gute Suppe ist ganz verdorben!"
Wütend
schlägt sie mit dem Kochlöffel gegen den Suppenkessel.
Weil sie sehr wütend ist und deshalb sehr fest schlägt,
rutscht der Suppenkessel vom Herd und fällt auf den Boden,
wo sich ein Suppensee bildete. Schimpfend versucht die Nebelhexe
den schweren Kessel wieder auf den Herd zu stellen. Doch der Kessel
ist sehr heiß, denn er war lange auf dem Herd. Und so verbrennt
sich die wütende Hexe ihre Finger, als sie den Henkel packt.
Weil das Fingerverbrennen sehr weh tut, fängt sie vor Schmerz
laut zu schreien an lässt den Kessel wieder fallen. Der schwere
Kessel plumpst zurück auf den Boden und landet genau auf der großen
Zehe der Nebelhexe. Und weil das auch sehr weh tut, springt sie
vor lauter Schreck in die Höhe und stößt mit dem
Kopf gegen den Kaminsims, dass es nur so kracht. „Jetzt
ist es aber genug!" schreit die Nebelhexe und will schnell
zur Tür hinaus. Dabei rutscht sie auf dem Suppensee aus und landet
auf dem Popo.
„Ich
muss hier weg und mich ablenken!" sagt die Hexe zu sich selbst
und saust auf ihrem Besen davon. Mitten über dem Zauberwald, dort
wo die Bäume am dichtesten stehen, macht der Zauberbesen
plötzlich einen Sprung und saust in die Tiefe. Glücklicher
Weise kann die Nebelhexe dank einem rasch gemurmelten Zauberspruch
einigermaßen sanft landen. Doch nun muss sie zu Fuß
gehen. Und weil sie das aber nicht gewohnt ist, marschiert sie
in die falsche Richtung. Müde und erschöpft gelangt
sie schließlich zur Hütte ihrer Freundin, der Schlammhexe.
Als
diese die ganze Geschichte hört, schüttelt sie nachdenklich
den Kopf und sagt:
„Du bist heute ein richtiger Xantikracks!"
Ja,
so ist das nun einmal. Nur wenn jemand eine richtige Pechsträhne
hatte, erinnert man sich an Xantikracks. Denn früher, vor
langer, langer Zeit, als Xantikracks noch kein Einsiedler sondern
ein Zauberlehrling war, passierten ihm ständig Missgeschicke.
Aber,
wie gesagt, das ist lange her. Lange bevor unsere Theatergeschichte
beginnt.
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